Rathaus und Schenkhaus

Die Stelle an welcher das alte Rathaus steht, war seit dem Anlegen des Angerdorfes im 11. Jahrhundert der Mittelpunkt des Ortes. Denkt man sich die Häuser zwischen Hauptstraße und Parkstraße und vom Oberort- und Unterortpark weg, so wird ein weiter Platz sichtbar, der zur Gründerzeit von zwei größeren Gräben und zwei Wegen durchzogen war. Einige „Schwemmen“ nahmen das bei plötzlichen Regengüssen und Gewittern aufkommende Wasser auf. Die vier Ortsausfahrten waren durch Falltore abgeschlossen. Wann das erste Schenkhaus errichtet wurde und wie groß es war, kann nur aus einzelnen Hinweisen vermutet werden. Vom Neubau des Schenkhauses (1613) weiß man jedenfalls, dass der alte Turm bereits mit einer Glocke versehen war und dass es neben der kleinen Gaststube ebenerdig, eine große im ersten Stock gab, die nach Bedarf auch für Gemeindezwecke zur Verwendung stand. Weiters gab es eine Wohnung für den Syndikus (rechtskundiger Sekretär) und je einen Raum für Marktrichter und Rat. Zu dieser Zeit war die Verbauung des großen Platzes rundherum nach Errichtung des Marktplatzes im 14. Jahrhundert bereits abgeschlossen. Das Gasthaus gehörte bis zum Jahre 1901 dem Kammeramt, welches bis dahin auch sämtliche Reparaturen und den Neubau 1739 leistete. Ab 1901 ist es das Gemeindewirtshaus „Zum Schwarzen Adler“ und wurde immer wieder an dessen Betreiber verpachtet (nachweislich belegt seit 1634). Aus dem Jahr 1729 gibt es Aufzeichnungen über die Reparatur des Rathauses nach dem Brand von 1725 (Kalk um 2 Gulden 48 Kr. und Laden zum Ausbessern der Wirtshausplanken, sowie 100 Schindel zum Dichtmachen des Daches). Der Neubau von 1739 gibt dem Rathaus mit dem „Würtshaus“ sein heutiges Aussehen und lässt seine barocke Fassade nach der Generalsanierung im Jahr 1999 in neuem Glanz erstrahlen. Durch die Einbindung des 1998 errichteten Veranstaltungssaales wurde ein modernes, zeitgemäßes Kommunikationszentrum geschaffen.

Hohenruppersdorf war ein bevorzugter Markt für die Einquartierung von Soldaten. Der Marktrichter wurde jeweils durch eine Ordonanz – eine schriftliche Mitteilung über den Umfang einer bevorstehenden Einquartierung – unterrichtet. Das Ausmaß und die Größe der von den Ortsbewohnern zu liefernden Rationen für Mensch und Pferd waren genau festgesetzt und wurden vom kaiserlichen Vizedomamt über das Magistrat an die Betroffenen Unterkunftgeber ausbezahlt. Dem Rat- und Schenkhaus kam dabei besondere Bedeutung zu, da hier immer die Offiziere untergebracht wurden. Ein sehr gut erhaltenes „Soldatenbuch“, dass im Jahr 1686 begonnen wurde, schildert ausführlich die Begebenheiten und auch die Belastungen der Bewohner während der laufenden Beherbergungen. Die letzten großen Einquartierungen, allerdings nicht von freiwilliger Natur und unter völlig anderen Voraussetzungen als bisher, waren die der Franzosen von 1805 bis 1809 und jene der Preußen 1866 während der Kriege gegen das Haus Österreich. Das neue Rathaus wurde in den Jahren 1976 bis 1979 errichtet. Hier sind u. a. das Gemeindeamt, die Arztpraxis und die Mutterberatung untergebracht.

In den Jahren 2012 - 2014 wurde das Gemeindeamt umgebaut und anstelle des Postamts, das bis 2002 hier seinen Platz hatte, ein Archiv für die umfangreichen Dokumente der Hohenruppersdorfer Geschichte eingerichtet.